Mit Impfstoffen aus Milchhefe gegen virale Hühner- und Rinderseuchen : Datum: , Thema: GO-BIO
GO-Bio Runde 5 – Prof. Dr. Sven-Erik Behrens – Institut für Biochemie und Biotechnologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Zuwendungsempfänger: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Förderung: GO-Bio Phase I (01.06.2013 bis 31.03.2018, 3.313.553 Euro)
Zuwendungsempfänger: VEROVACCiNES GmbH
Förderung: GO-Bio Phase II (01.04.2018 bis 31.12.2021, 3.086.826 Euro)
Projektbeschreibung
Impfstoffe für Tiere bestehen meistens aus inaktivierten oder abgeschwächten Formen von Viren. Ein grundsätzliches Problem vieler Impfverfahren: Oft sind mit einem Erreger infizierte Tiere nicht von geimpften Tieren zu unterscheiden, was für die Zucht und den Handel mit Nutztieren von entscheidender Bedeutung ist. Zudem ist die Impfstoffentwicklung meist langwierig und die Impfungen in Großbetrieben technisch aufwendig.
Das Team um Sven-Erik Behrens hat gemeinsam mit Kooperationspartnerin Karin Breunig gentechnisch veränderte Stämme der Milchhefe Kluyveromyces lactis als neue Produktionsorganismen für die Herstellung von Impfstoffen etabliert. Der einzellige Pilz kann virale Eiweißmoleküle rasch und in großen Mengen produzieren. In einem nächsten Schritt genügt es, die Hefe abzutöten. Die inaktivierten Zellen inklusive Impfstoff können den Tieren direkt unter die Haut (subkutan) oder sogar mit dem Futter verabreicht werden, um eine Immunantwort auszulösen. Ein weiterer Vorteil: Die neuen Vakzinen lassen eine Unterscheidung von natürlicher Ansteckung und Impfung zu.
Im Visier hat das Team um Behrens zwei Geflügelerkrankungen (die infektiöse Bursitis und die aviäre Influenza) und eine in Deutschland weit verbreitete Rinderseuche (die bovine Diarrhoe). Alle drei Infektionskrankheiten werden durch Viren ausgelöst. In der ersten Phase der GO-Bio-Förderung haben die Forschenden das bereits erfolgreich erprobte subkutane Impfverfahren zur technischen Reife gebracht. Zudem haben die Hallenser, das orale Impfverfahren noch effizienter gemacht. Dies ist insbesondere für die Impfung von Geflügel in Betrieben mit Intensivhaltung interessant. Dafür haben die Forschenden an verschiedenen molekularen Stellschrauben bei den gentechnisch veränderten Hefestämmen gedreht, sowie die Kultivierung und die Verabreichungsform optimiert.
In der ersten Förderphase hat das Team eine Produktionsplattform auf Basis rekombinanter Stämme der Milchhefe Kluyveromyces lactis zur Herstellung eines Impfstoffes etabliert. Für die Geflügelkrankheit „Infektiöse Bursitis“ konnte bereits ein entsprechender Impfstoff entwickelt und die Wirksamkeit bewiesen werden. Darüberhinaus wurde das MLU-Projekt 2017 ausgegliedert und das Unternehmen VEROVACCiNES zur Vermarkung der Impfstoffplattform gegründet.
Im Rahmen der zweiten GO-Bio-Förderphase will die VEROVACCiNES GmbH nun Impfstoffe gegen verschiedene Geflügel- und Wiederkäuerkrankheiten - darunter „Vogelgrippe“ und „Bovine Virale Diarrhö“ - weiter- bzw. neu entwickeln und präklinisch validieren. Im Fokus steht dabei die Generierung sogenannter Kombinationsimpfstoffe, die gegen mehrere Erregervarianten wirksam sind und so die Zahl der notwendigen Impfungen und deren Kosten reduzieren können. Ferner will das Team den Vogelgrippe-Impfstoff in einer ersten klinischen Feldstudie testen.